Rundgang durch das Seilermuseum
Obergeschoss:
- Fasergewinnung und –Aufbereitung bis zum fertigen Garn
- Handseilerei
- Handweberei
- Netzstrickerei
- Meß- und Prüftechnik
- Erzeugnisse der Schlotheimer Betriebe, hergestellt mit den hier gezeigten Techniken
Erdgeschoss:
- Maschinenseilerei
- Maschinenweberei
- Maschinelle Netzstrickerei
- Maschinell gefertigte Erzeugnisse der Schlotheimer Betriebe
Wir beginnen unseren Rundgang im Obergeschoss des Gebäudes:
Fasergewinnung und Aufbereitung
Grundlage für die Seilerei und Weberei ist das Garn, das für unsere Produkte ausschließlich aus Pflanzenfasern hergestellt wird. Aus den Hanf- und Flachsstängeln müssen zunächst die Fasern gewonnen werden. Dazu werden die Pflanzenstängel nach dem Dreschen einige Wochen in Wasser eingeweicht, damit der Faserleim verrottet, und dann wieder getrocknet (geröstet), die Stängel gebrochen (mit der Breche) und geschwungen (Entfernen der geknickten Stängelteile und Weichklopfen). Anschließend werden die Fasern gehechelt, d.h. eine Handvoll Rohmaterial wird über ein mit Dornen oder Nägeln bewehrtes Brett gezogen. Dadurch werden die Fasern aus dem natürlichen Faserverbund gelöst und die restlichen holzigen Teile sowie zu kurze Fasern entfernt.
Breche
Hechel
Der nächste Arbeitsgang ist das Spinnen, eine der ältesten Handwerkstechniken der Menschheit. Belege dafür sind u. a. Funde von Spinnwirteln, dem Teil der Handspindel, der als Gewicht und Schwungmasse dient. Auch hier, nur wenige Meter vom Museum entfernt, wurden bei Ausgrabungen eines Gräberfeldes aus der Zeit von 0 – 3. Jh. insgesamt 19 solcher Spinnwirtel (ausschließlich in Frauengräbern) entdeckt. Seit dem Mittelalter ist das Spinnrad bekannt. In der weiteren Entwicklung wurde in der Seilerei dann das sogenannte Seilerrad eingeführt. Noch bis ca. 1955 wurde in Schlotheim in der Handseilerei der Hanf von Hand gesponnen. Erst danach wurde das maschinelle Spinnen eingeführt.
Die Handseilerei
An einem Ende der Bahn steht das Seilgeschirr, ein Gerät mit 3 oder 4 drehbaren Haken. Am anderen Ende befindet sich der Seilzug (Nachhänger) mit nur einem Haken. Das Garn wird zwischen den Haken am Seilgeschirr und dem Nachhänger gespannt. Vor dem Haken des Nachhängers setzt der Seiler eine Lehre ein („Leierkopp“), in die sich die einzelnen Litzen einfügen und hinter der Lehre in gleichmäßigen Schraubenlinien zum Seil zusammenschlagen.
Seilgechirr zur Hestellung von Seilen
Die Herstellung von Seilen ist "kinderleicht"
Die Handweberei
Die Leineweberei war in Schlotheim genauso zu Hause, wie in vielen anderen Regionen. Sie wurde hier jedoch ab etwa der 2. Hälfte des 19. Jh. durch einen spezifischen Zweig der Weberei abgelöst, der sich parallel zur Seilerei entwickelte – der Gurteweberei.
Durch den zunehmenden Handel wurden für die Schifffahrt nicht nur Taue und Seile, sondern auch Hebegurte zum Be- und Entladen der Schiffe benötigt. Im Zuge der Industrialisierung stieg auch der Bedarf an Antriebsriemen. Auch in anderen Wirtschaftszweigen stieg die Nachfrage nach Gurten, Riemen und Schläuchen. So entstanden in Schlotheim Betriebe, die nicht nur Seile, sondern auch Hanf- und Kokosgewebe erzeugten. Diese wurden meißt auf Holzwebstühlen hergestellt.
An drei noch voll funktionsfähigen historischen Handwebstühlen demonstrieren wir die Herstellung von Gurten und endlosen Riemen.
Aribert Wirth am Handwebstuhl
Schützsteuerung der Webschütze mit Lochbrettchen
Die Netzstrickerei
Netze für Hängematten, Taschen und Sportnetze wurden in Schlotheim meist in Heimarbeit gefertigt. Hinzu kamen noch Fangnetze für den Bau.
Netzstrickerinnen früher
Meß- und Prüftechnik
Nicht nur zum Abmessen von Fadenlängen, zur Dickebestimmung von Garnen oder dem einfachen Abwiegen werden Hilfsmittel genutzt. Eine Sammlung von verschiedenen Meß- und Prüfwerkzeugen zeigt, wie Meter und Gewichte ermittelt wurden.
Wickelmaschine zum Abmessen einer definierten Fadenlänge zur
Ermittlung des Garngewichtes
Garnwaage zur Ermittlung des Garngewichtes
(definierte Länge durch Wickelmaschine s.o.)
Erzeugnisse der Schlotheimer Betriebe, hergestellt mit den hier gezeigten Techniken
Alte Seilerei-, Weberei- und Strickereiprodukte sowie Kataloge, Bücher und Preislisten finden Platz in diversen Vitrinen und Schaukästen.
Ausstellung der Seilereiprodukte
Weiter geht der Rundgang im Erdgeschoss:
Maschinenseilerei
Mit der Litzenmaschine, Baujahr 1930, wurden Litzen produziert, die auf der Seilschlagmaschine weiterverarbeitet wurden.
"Liebscher" Litzenmaschine
Seilschlagmaschine
Maschinenweberei
Dieser Gutenwebstuhl wurde 1964 gebaut. Auf ihm können gleichzeitig bis zu 6 Gurte aller Art gewebt werden. Ein weiterer Gurtewebstuhl hat nicht nur 6 sondern 16 „Gänge“. Er stammt aus dem Jahr 1958.
Gurtenwebstuhl Baujahr 1964
Gurtenwebstuhl Baujahr 1958
Äußerst interessant ist die Möglichkeit der „Programmierung“ von bestimmten Webstühlen. Über diese Technik wird das zu webende Muster voreingestellt.
Programmiergerät für Lochkarten zur Steuerung der Webschütze
Maschinelle Netzstrickerei
Die Netzstrickmaschine stammt aus dem damaligen VEB Netz- und Seilerwaren (Sponeta). Ihr Baujahr ist nicht bekannt. Hergestellt wurden u.a. Netze für Gepäcknetze und Hängemattennetze.
Maschinell gefertigte Erzeugnisse der Schlotheimer Betriebe
Über die Produktion der Betriebe in der jüngeren Vergangenheit bis etwa 1990 informiert eine Ausstellung mit Originalerzeugnissen und verschiedenen Fotodokumenten.
Neben Tauen und Seilen wurde auch der "Bindfaden" maschinell auf Doggen gewickelt.
Knäuelwickelmaschine zu Herstellung handlichen Garnknäueln